technologieImmer noch nicht grün (genug) hinter den Ohren – warum GreenIT in unserer technologisierten Gesellschaft nun auch in den Fokus rücken muss.
Autor: Valentina von Cramm
03.05.2023
In 11 Min lesbar
"Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend, sondern eine zwingende Notwendigkeit für Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen.” – Tim Cook, CEO von Apple Inc. Wer wären wir, wenn wir dem schlauen Typen nicht zustimmen?
Dass das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren weltweit an Bedeutung gewonnen hat, ist ein Allgemeinplatz. Logisch, dass immer mehr Unternehmen die Notwendigkeit erkennen, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken und nachhaltige Lösungen zu finden, um den wachsenden Umweltproblemen entgegenzuwirken. Was aber unserer Erfahrung nach häufig wenig bedacht wird, ist Green IT; also der umweltbewusste Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien. No-Brainer: Unternehmen müssen heute mehr denn je auf digitale Nachhaltigkeit achten, um ihre Umweltauswirkungen zu minimieren und zukünftige Generationen zu schützen. Und da sie das häufig schon belegbar in CSR-Berichten tun, gucken Stakeholder inzwischen genau(er) hin – zu Recht.
Die Herausforderungen im Bereich Green IT sind vielfältig und anspruchsvoll. Lasst uns mal genauer hinschauen: Eine zentrale Herausforderung ist die Verantwortung für den Energieverbrauch. Rechenzentren, welche die Grundlage der digitalen Infrastruktur von Unternehmen bilden, verbrauchen enorme Mengen an Energie. Schätzungen zufolge sind Rechenzentren weltweit für etwa 1 % des globalen Stromverbrauchs verantwortlich und tragen damit nicht unerheblich zur Klimabelastung bei. Unternehmen sollten daher darauf achten, ihren Energieverbrauch zu reduzieren und alternative Energiequellen wie erneuerbare Energien zu nutzen, um ihre CO2-Emissionen zu minimieren.
Recycling kennen wir aus der Getränkeindustrie. Aber das reicht noch nicht.
Ein weiteres Problem ist die stetig wachsende Menge an Elektronikschrott. Durch die rasante Entwicklung von Technologieprodukten und die Verkürzung der Produktlebenszyklen fallen immer mehr Elektrogeräte an, die entsorgt oder recycelt werden müssen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Lösungen für die umweltgerechte Entsorgung von Elektroschrott zu finden und den Einsatz von Recyclingmaterialien in ihren Produkten zu fördern, um die Umweltbelastung zu minimieren. Auch nicht zu vernachlässigen ist die Verwaltung und Speicherung von Daten, die in Rechenzentren gespeichert werden müssen. Das erfordert leistungsfähige Server und Speichersysteme, die wiederum viel Energie verbrauchen. Daher ist es entscheidend, effiziente Datenmanagementstrategien zu implementieren, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Nachhaltigkeit zu verbessern.
Vom Großen ins Kleine – äh, oder zumindest Machbare: Wie grün ist Ihre Website?
Immer häufiger kommt auch die Frage danach auf, wie klimafreundlich der Webauftritt eines Unternehmens ist. Es gibt inzwischen einige Siegel, die in dieser Hinsicht optimierte Websites auszeichnen, aber noch keinen allgemeinen Standard. Sicher ist: Um digital nachhaltig zu sein, müssen Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz für Green IT verfolgen. Im Folgenden listen wir einige wichtige Aspekte und Herausforderungen, subjektiv und ohne Bewertung:
- 1. Energieeffizienz
Eine klimafreundliche Website sollte darauf ausgelegt sein, den Energieverbrauch zu minimieren. Dies kann durch die Verwendung von optimierten Codes und Bildern, die Komprimierung von Daten und die Nutzung von Content Delivery Networks (CDNs) erreicht werden, um die Ladezeiten zu verbessern und den Energieverbrauch zu reduzieren.
- Herausforderung: Es kann mühsam sein, die richtige Balance zwischen ästhetischem Design und Energieeffizienz zu finden, da viele Website-Elemente wie Bilder, Videos und Animationen den Energieverbrauch natürlich erhöhen – aber auch dazu dienen, die User/Kunden zu begeistern und den Verbleib auf einer Website zu erhöhen. “Verweildauer” ist ja immer (noch) eine wichtige Kennzahl. Aber vielleicht sollte man die Metriken überdenken? Wir haben da so einige Ideen.
- 2. Hosting- und Serverauswahl
- Die Auswahl eines klimafreundlichen Hosting-Anbieters und von energieeffizienten Servern ist entscheidend, um den CO2-Fußabdruck der Website zu reduzieren. Unternehmen sollten nach Hosting-Anbietern suchen, die erneuerbare Energien nutzen und energieeffiziente Hardware einsetzen.
- Herausforderung: Es kann schwierig sein, den richtigen Hosting-Anbieter zu finden, der den Nachhaltigkeitsanforderungen entspricht und gleichzeitig zuverlässige und sichere Dienste bietet. Wir haben einige Erfahrungen in den letzten Jahren gemacht, die wir gern mit euch teilen.
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- 3. Responsive Webdesign
- Eine klimafreundliche Website sollte für verschiedene Bildschirmgrößen und Geräte optimiert sein, um die Nutzung von Energie-intensiven mobilen Geräten zu minimieren. Responsives Webdesign ermöglicht es, Inhalte entsprechend anzupassen und Ressourcen zu sparen.
- Herausforderung: Die Umsetzung von Responsive Webdesign ist zwar mittlerweile Standard, kann aber technische Herausforderungen mit sich bringen und erfordert sorgfältige Planung und Umsetzung. Gott sei Dank sind wir fähige Programmierer und denken von Anfang an mit – das vereinfacht den Prozess immens.
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- 4. Nachhaltige Inhalte
- Unternehmen sollten darauf achten, dass die Inhalte ihrer Website umweltbewusst erstellt und veröffentlicht werden. Dies beinhaltet die Verwendung von nachhaltig produziertem Content (Bildern und Videos), die Optimierung von Textinhalten und die Vermeidung von unnötigem Datenverkehr.
- Herausforderung: Die Anzahl von Filmproduktionen oder Fotograf:innen, die Green Production Richtlinien einhalten, ist (noch) nicht besonders groß. Es gibt aber immer mehr, die sich freiwillig selbst verpflichten und sich teilweise auch zu Netzwerken zusammenschliessen. Wir haben gute Erfahrungen gemacht, auch wenn – Spoiler! – es bisher leider noch teurer ist, als konventionell zu produzieren.
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- 5. Nutzerinteraktion und Datenmanagement:
- Unternehmen sollten sich bewusst sein, wie Nutzer:innen mit ihrer Website interagieren und wie Daten verwaltet werden. Unnötige Datenerhebungen und -verarbeitungen sollten vermieden werden, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Datensicherheit zu gewährleisten.
- Herausforderung: Die Gewährleistung von Datenschutz und Datensicherheit ist ja schon lästig, äh, intensiv. Aber gewisse Daten braucht man natürlich, um seine Kunden zielgruppengenau anzusprechen. Wir beraten euch gern im Hinblick auf Für und Wider – und eure Kunden werden es euch im Zweifel danken, wenn sie weniger Felder ausfüllen müssen.
Und damit kommen wir zum vielleicht wichtigsten – aber auch übergeordneten – Punkt dieses Beitrags: Bewusstsein und Kommunikation.
Es ist wichtig, die Notwendigkeit für die Bedeutung einer klimafreundlichen Website zu schärfen und die Bemühungen in der Unternehmenskommunikation transparent zu kommunizieren. Unternehmen sollten ihre Kunden, Lieferanten und andere Stakeholder über die klimafreundlichen Maßnahmen informieren und sie zur aktiven Teilnahme anregen. Mit diesem Thema Gehör zu finden und als Vorbild aus der Masse an Marken oder Unternehmen herauszustechen, kann sich auch positiv auf die Markenpräferenz auswirken. Wer das nicht eh schon logisch findet, glaub vielleicht den großen Studien:
- Eine Studie aus dem Jahr 2020 von Cone Communications und Ebiquity ergab, dass 77% der Verbraucher weltweit sagen, dass sie eher Marken kaufen, die sich für Umwelt- oder soziale Themen einsetzen. Die Studie ergab auch, dass 72% der Verbraucher bereit sind, ihre Kaufentscheidungen zu ändern, um nachhaltigere Optionen zu unterstützen.
Die Deloitte Global Millennial Survey (2020) zeigte, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor für die Kaufentscheidungen von Millennials ist. 57% der befragten Millennials gaben an, dass sie eher Produkte von Marken kaufen, die nachhaltig und umweltbewusst handeln.
Eine Studie von IBM (2021) ergab, dass 54% der Verbraucher weltweit eher Produkte von Marken kaufen, die sich für Umweltthemen einsetzen. Die Studie betonte auch, dass Verbraucher heute mehr denn je von Marken erwarten, nachhaltige Praktiken zu fördern.
Liegt die Vermutung nahe, dass dieselben Sentiments auch im Recruiting für Young Talents eine Rolle spielen? Wir denken, das ist nachvollziehbar.
Wichtig ist also, dass Unternehmen erklären, welche Bemühungen sie unternommen haben, warum was auf der Website jetzt anders aussieht oder funktioniert und auch die Erfolge (oder Einsparungen) kommunizieren. Das ist zwar auch komplex – und vor allem neu! – aber wenn es leicht wäre, würde es ja schon jeder machen. Hast Du nicht Lust, ganz vorn mit dabei zu sein? Wir schon.
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