EINE KURZE GESCHICHTE ...über Hidden Champions und Seiltanz

Autorin: Mara Sebök

07.07.2022

In 4 Min lesbar

Zu mir hat mal jemand mit Ahnung gesagt – nennen wir ihn Mario M. –, Projektmanager:in (PM) sein ist wie lächelnd barfuß über glühende Kohle zu laufen. Ich finde, PM sein ist eher wie ungesichert, lächelnd und vor Publikum über ein Seil zu balancieren. Denn bei der Kohle weiß ich, es kann nicht schlimmer werden. Aber vom Seil könnte ich noch abstürzen.

Aussicht genießen oder Angst vor dem Fall?

Das Szenario sollte nur für all diejenigen schrecklich klingen, die echt scheiße im Balancieren sind. Da ich das ganz gut kann, genieße ich den Ausblick von dort oben, anstatt Angst vor dem Fall zu haben. Den Ausblick auf das gesamte Projekt. Denn Projektmanagement heißt, von Anfang bis Ende bei den Projekten dabei zu sein. Jeden einzelnen Step mitzubekommen und elementare Dinge mitzuentscheiden. Es bedeutet, am Ende im Chaos immer noch den Überblick zu haben. Zu wissen, was genau wer wann zu tun hat.


Zurück zur Seil-Metapher: Projektmanagement ist auch die Schnittstelle zwischen Kund:innen und Agentur (die Verbindung, über die man balanciert). Als Projektmanagerin gebe ich W3 ein Gesicht. Und wenn deine Kolleg:innen dann noch super Arbeit leisten und alle happy sind, macht einen das mächtig stolz. Ich habe zwar nicht die App gestaltet. Ich habe sie auch nicht entwickelt. Aber ich habe den Kund:innen den Rucksack abgenommen. Das Chaos im Kopf sortiert und alle Fragen geklärt. Das Briefing entgegengenommen und so aufgearbeitet, dass die Grafiker (btw.: sind nur Jungs – go girls, we need you!) ihre Grafik-Magic machen können und Entwickler:innen ihre Programmier-Magic. Und wir halten ihnen den Rücken frei. Klären alle Fragen und kümmern uns darum, dass sie alle Infos haben, die sie benötigen. Damit schaffen wir ihnen einen Arbeitsraum, ohne, dass sie ans Telefon gehen oder ihre Zeit in Terminen verbringen müssen. So dass sie sich voll und ganz auf ihre Tasks konzentrieren können. 

Spiele gewinnt man in der Kreation, dem Coding oder Online Marketing. Meisterschaften im Projektmanagement. 

 

Wir müssen nicht darüber sprechen, dass besonders gute Leistung auch eine besonders gute Kund:innenbeziehung ausmacht. Jedes einzelne Projekt muss top umgesetzt sein. Keine Frage. Aber zwischen Briefing und Projektabschluss, zwischen Projektabschluss und neuem Briefing – der gesamte Zeitraum, jede Kommunikation – die gesamte Saison über: Zwischen den Spielen liegt es am Projektmanagement, immer für die Kund:innen zur Stelle zu sein. Und am Ende die Meisterschale in der Hand zu halten. Bisschen lahmer Fußballvergleich, aber passt eben grad so gut.

 

Nochmal zurück aufs Seil: PM ist auch, am Ende im Alltagstrubel immer noch den Überblick zu haben – und irgendwie auf diesem Seil zu bleiben. Zwischen Budget, Deadline, Qualität und Korrekturschleifen nicht den Überblick zu verlieren – also abzustürzen. Absolute Skills: Ruhige Nerven. To-do-Listen-Perfektion. Zuhören. Verstehen. Hinterfragen. Übersetzen. Schritt für Schritt. Immer dem roten Faden, aka. Seil nach. Ein Talent im Balancieren eben.
Wobei ich auch schon abgestürzt bin – fuck ja. Projektmanagement ist nämlich auch, wenn deine Kundin dich anruft und sagt: „Mara, ich wollte so fair sein, dir das vorweg mitzuteilen, aber ich werde jetzt deinen Chef anrufen, weil wir unfassbar enttäuscht (ja, sie hat „enttäuscht“ gesagt, und wir wissen alle, das ist viel schlimmer als „sauer“) von eurer Arbeit sind.“ Dann heißt es, wieder zurück aufs Seil zu klettern. Gespräche zu führen und zu schauen: Woran hat's gelegen? Dieser Fall ist zum Glück gut ausgegangen. Und nach einem (bis drei) Krisengesprächen wurde die Zusammenarbeit wieder aufgenommen. Mehr denn je – bis heute. Das ist die Chance eines guten Krisen(projekt)managements – aka. Salto Mortale.

 

Aber das Schönste: Am Ende hat man die Ehre, die saugute Arbeit der Kolleg:innen zu präsentieren. PM heißt, das Lob entgegenzunehmen und den Kolleg:innen zu erzählen, wie phänomenal sie performt haben. Projektmanagement ist, Kund:innen und Kolleg:innen glücklich zu machen. Und nichts macht glücklicher, als wenn alle um einen herum glücklich sind. Das sind wir Projektmanager:innen: Balancierende, rucksackabnehmende Glücklichmacher:innen. 

So, muss los, Tasks verteilen. 

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